Dienstag, 23. Mai 2017

Aktionstag an der CTR: Für eine Zukunft nach Tschernobyl


Am 26. April 2017, auf den Tag genau 31 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl, besuchten zwei Liquidatoren aus der Ukraine mit zwei Dolmetschern die Christian-Timm-Schule. Die Aufgabe der Liquidatoren war es, die Folgen der Reaktorkatastrophe zu beseitigen.

Nikolay Bondar (im Bild hinten links mit Dolmetscherin Irina) war einer der Ersten im zerstörten Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl. Er half beim Beladen der Militärhubschrauber, löschte Brände und pumpte das Wasser unterhalb des zerstörten Reaktors ab. Yauheniya Filomenka (im Bild die zweite von rechts mit Dolmetscherin Maria) half bei der Evakuierung der Bevölkerung in der nahe gelegenen Stadt Prypjat, die bis heute unbewohnbar ist.

In der Nacht des 26. April 1986 geriet die vorgesehene Überprüfung von Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl in der Ukraine aufgrund von Bedienungsfehlern des Reaktors außer Kontrolle. Es kam zu einer vollständigen Kernschmelze. Infolge von Explosionen wurde radioaktives Material in die Luft gestoßen, das die gesamte Umgebung kontaminierte und sich über Europa verteilte.

Die Liquidatoren erzählten von den damaligen Ereignissen und berichteten, wie das Reaktorunglück ihr Leben und das ihrer Familien verändert hat.


Martin Kastranek von der Heinrich Böll-Stiftung und der Physiklehrer Carsten Groh moderierten die etwa dreistündige Veranstaltung, die sich insbesondere an die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Jahrgangsstufen richtete. Sie hörten interessiert zu und nutzten die Gelegenheit, Zeitzeugen kennenzulernen und zu befragen - eine Schülerin stellte ihre Frage sogar auf Russisch.

Die Schüler wollten u.a. wissen, welche physischen und psychischen Auswirkungen die Arbeit der Liquidatoren hatte und ob sie ihren damaligen Einsatz heutzutage wiederholen würden.

„Ja, ich würde es wieder tun, obwohl ich zu 80% schwerbehindert bin“, sagte Nikolay. „Viele der insgesamt etwa 400 000 Liquidatoren aus der Ukraine sind an den Folgen der radioaktiven Strahlung gestorben.“

Wir danken Martin Kastranek und der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein, dass sie den Besuch von Tschernobyl - Zeitzeugen auch in diesem Jahr wieder an der CTR ermöglicht haben.


Verfasst von Carsten Groh