Freitag, 6. April 2012

Autorenlesung mit Dirk Lornsen





Drei Tage lang prägte Dirk Lornsen, Autor des Jugendromans "Tirkan", das Denken der Fünft- und Sechstklässler unserer Schule, denn für jede der Klassen wurde eine "Autorenlesung" durchgeführt. Wer nun angenommen hatte, dass "Lesung" etwas mit "Lesen" oder "Vorlesen" zu tun hat, der musste schnell erkennen, dass bei Dirk Lornsen alles ganz anders ist.
Vor der Offenen Ganztagsschule parkte am 14.3.2012 plötzlich ein Auto, aus dem Holzkisten getragen wurden, viele Kisten, schwere Kisten. Einige Schüler der 8a waren zum Tragen gekommen und freuten sich, einen "alten Bekannten" wiederzusehen, andere näherten sich vorsichtig und blickten nach dem Mann, der da am Kofferraum hantierte. War er das? War das der angekündigte Autor von "Tirkan" - dem Buch, das sie alle schon lesen und mit dem sie arbeiten mussten? Ja, er war es!
Voller Spannung ging es los und mucksmäuschenstill (jedenfalls meistens) tauchten die Schülerinnen und Schüler mit Dirk Lornsen in die Vergangenheit ein. Da stellte man sich den mutigen Steinzeitjäger vor dem riesigen Mammut vor, in der Hand einen langen hölzernen Schaft mit einer Speerspitze - rasiermesserscharf. Wie scharf ein "Stein" sein kann, wurde eindrucksvoll gezeigt, als ein paar freiwillig "geopferte" Haarlocken fielen. Das Werfen eines harmlos aussehenden, leichten und dazu auch noch stumpfen (!) Speers mithilfe der Speerschleuder zeigte beim Durchschlagen eines Kartons, wie gefährlich diese Waffen eigentlich waren. Eine Scheibenkeule, wie sie in "Tirkan" benutzt wird, verletzte oder tötete immer, denn sie ist rundherum scharf. Und während Dirk Lornsen eindrucksvoll erzählte, schlug er Feuer, verteilte Speere und Harpunen zum Anfassen und stellte Abschläge von Feuersteinen her. Wer von den Schülerinnen und Schülern seine Fragen auch noch zu beantworten wusste, wurde mit Feuerstein-Andenken und Autogrammkarten belohnt.

Monique Meyer, Franziska Buchwald und Celina Hellwig (Klasse 8a) interviewten den Autor.
Herr Lornsen, unsere 5. Klassen lesen als Lektüre jedes Jahr Ihren Jugendroman "Tirkan", so wie wir es selbst auch in dieser Klassenstufe getan haben, und unsere Schule lädt Sie persönlich immer wieder ein.
Sie sind nun zum dritten Mal für Lesungen an der Christian-Timm-Schule. Diesmal nahmen 10 Klassen unserer Schule daran teil. Worin besteht für Sie immer wieder der besondere Reiz, für Schülerinnen und Schüler Ihre Lesungen durchzuführen?
Lornsen: Es ist die Chance, den Schülerinnen und Schülern einen Hauch von dem zu geben, was Frieden bedeutet und Gewalt verursacht.
Wie sehen Ihre Planungen im Hinblick auf neue Veröffentlichungen aus? Deutlicher gesagt: Wird es weitere Bücher von Ihnen geben?
Lornsen: Ich schreibe gerade an einer Liebesgeschichte für Erwachsene und für Jugendliche an einem Altsteinzeitroman, der mit Mammuts zu tun hat.
Welche Tätigkeit/-en haben Sie ausgeübt, bevor Sie freier Schriftsteller wurden?
Lornsen: Ich habe an archäologischen Ausgrabungen teilgenommen und handwerkliche Renovierungen von alten Häusern durchgeführt.
Wie sind Sie dann zum Schreiben gekommen?
Lornsen: Bei einer Ausgrabung einer Jägerzeltsiedlung, die ich bewachen musste, war es abends langweilig. Ich hatte Bauwagen und Geschirr gewaschen, und als es nichts mehr zu tun gab, habe ich dann überlegt, wie die Menschen an diesem Platz vor 12.000 Jahren gelebt haben könnten.
Was hat Sie dazu veranlasst, Bücher speziell für Jugendliche zu schreiben?
Lornsen: Mit Kindern und Jugendlichen komme ich am besten zurecht, mit Erwachsenen ist es meist komplizierter.
Woher haben Sie die Ideen bzw. woher beziehen Sie Ihre Inspiration?
Lornsen: Meine Ideen beziehe ich aus der Natur, meiner Fantasie und natürlich meinem Fachwissen, niemals aus Büchern anderer Schriftsteller. Aber fragt mich mal, was ich mache, wenn mir keine Ideen mehr kommen.
Also, was machen Sie, wenn Sie keine Ideen zum Schreiben haben?
Lornsen: Ich koche, putze, wasche Wäsche, mähe den Rasen, auf jeden Fall übe ich praktische Tätigkeiten aus.
Wie lange haben Sie dafür gebraucht, um einen Roman wie "Tirkan" zu schreiben?
Lornsen: Bei "Tirkan" habe ich ca. fünf Jahre gebraucht, da ich das Schreiben durch viele Reisen unterbrechen musste, um Geld zu verdienen.
Es wird heutzutage oft gesagt, dass Jugendliche zu wenig lesen. Wie, denken Sie, könnte man Jugendliche wieder mehr dafür begeistern?
Lornsen: Indem Erwachsene den Kindern mehr spannende, lustige und traurige Geschichten vorlesen oder indem Kinder und Jugendliche sich gegenseitig vorlesen.
Wir bedanken uns sehr herzlich für das Interview, Herr Lornsen.